Gemüse statt Ratten

BETEILIGTE PERSONEN

1.200

THEMA

Lebenserwerb

ORT

Indien, Bihar

Latrinenkehrer:innen und Rattenfänger erlernen einen menschenwürdigen Lebenserwerb durch Gemüseanbau und Bambusverarbeitung

Was sind die Herausforderungen?

West-Champaran ist einer der ärmsten Distrikte von Bihar, in dem fast 77 % der Menschen in Armut leben. In den Bezirken Nautan und Lauriya des Distrikts West-Champaran leben sehr viele Musahar (auch abwertend „Rattenfresser“ genannt) und Dom (als „Latrinenkehrer“ bezeichnet). Bei der sogenannten Latrinenreinigung werden die menschlichen Exkremente von Hand aus den Trockenlatrinen und Abwasserkanälen entfernt und entsorgt. Traditionell sind sie mit den ihnen zugeschriebenen, niederen Tätigkeiten beschäftigt und haben nicht viel Raum für Entwicklung.

Die Machtverhältnisse im indischen Kastensystem führen nicht nur insgesamt, sondern auch unter den Dalits zu einer Hierarchie im Produktions- und Dienstleistungssystem und beim Zugang zu Ressourcen und wirtschaftlichen Möglichkeiten. Obwohl alle Dalits seit Generationen mit Diskriminierung aufgrund ihrer Herkunft und mit der sogenannten „Unberührbarkeit“ konfrontiert sind, haben „besser gestellte“ Dalits Musahar und Dom auf dieselbe Weise diskriminiert. Aus diesem Grund sind die Musahar und Dom benachteiligt gegenüber anderen Unterkasten, die von Regierungsprogrammen und anderen sozioökonomischen Vorteilen profitieren konnten. Dies hat dazu geführt, dass Analphabetismus, Unterernährung, hohe Krankheitsanfälligkeit, Armutswanderung, unsicheres Einkommen, Verschuldung, geringes Selbstwertgefühl, Arbeitslosigkeit, mangelndes Vertrauen und Unstimmigkeiten innerhalb dieser Gemeinschaften fortbestehen.


Was ist das Ziel des Projektes?

Die sozioöko­no­mi­schen Bedin­gun­gen von 120 Fami­lien aus Musahar- und Dom-Gemein­schaften im Distrikt West-Champaran in Bihar werden verbessert. Durch land­wirt­schaft­liche Betäti­gung und kleine hand­werk­liche Arbeiten schaffen sie finanzielle Unabhän­gig­keit und Sicher­heit. Dadurch können sie ein produk­tives Leben frei von Diskrimi­nierung führen. Das Projekt schult die Gemein­schaften, damit sie eigen­verant­wort­lich geführte Organi­sa­tionen gründen und ihre berechtigten Ansprüche einfordern und umsetzen können.

Dadurch können zukünf­tige Schicksals­schläge wie die regel­mäßigen Über­schwemmungen, Dürren oder Krankheits­fälle abgemildert werde. Familien, die von Tages­löhnen oder zeitweise sogar von Schuld­knecht­schaft abhängig waren, können nun ihre finanzielle Sicherheit durch Gemüse­anbau, verbesserte Ziegenhaltung und die Herstellung von Bambus­produkten verbessern.

Durch Gemüse­produktion und Ziegen­haltung verbessern die Familien auch ihre Ernährungssituation. Sie werden ihre Kinder zur Schule schicken und ihren Lebens­unterhalt würde­voll sicher­stellen. Dadurch gewinnen sie an Respekt und können sich langfristig in die Mehrheits­gesellschaft integrieren.


Was sind die Hauptaktivitäten?

  • Landwirtschaftliche Grundausbildung

  • Ausbildung in Bambushandwerk, Verfeinerung der traditionellen Techniken

  • Schulungen der unternehmerischen Fähigkeiten in den Bereichen Gemüse­produktion, Bambus­verarbeitung und Ziegen­haltung

  • Entwurmung der Ziegen und Training in gesunder Tierhaltung

  • Besuche der lokalen Landwirtschaftskammern

  • Anfordern von staatlichen Dienstleistungen und Sozialprogrammen, die vorhanden sind, aber von der Zielgruppe aus Unkenntniss nicht beantragt werden

  • Unterstützung in der Vermarktung der Produkte


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